Senioren-Union Frankfurt am Main

Staatssekretär Laumann: „Reha statt Pflege“ wird künftig besser berücksichtigt

Gelungene Veranstaltung der Senioren-Union der CDU beim 11. Deutschen Seniorentag

Unter dem Motto „Rehabilitation vor Pflege“ führte die Senioren-Union der CDU Deutschlands eine Veranstaltung auf dem 11. Deutschen Seniorentag in Frankfurt durch. Das Podium war hochkarätig besetzt mit Prof. Dr. Ursula Lehr, Bundesministerin a.D. und BAGSO-Vorsitzende, Karl-Josef Laumann, Staatssekretär und Pflegebevollmächtigter der Bundesregierung, Prof. Dr. Andreas Kruse, Leiter des Instituts für Gerontologie an der Universität Heidelberg, Prof. Dr. Wolfgang von Renteln-Kruse, Universitätsklinik und Albertinen-Haus in Hamburg sowie Dr. Stefan Gronemeyer, Leitender Arzt und stellvertretender Geschäftsführer des Medizinischen Dienstes des GKV-Spitzenverbandes (MDS). 

 Der Stellvertretende Bundesvorsitzende der Senioren-Union, Alfons Gerling, begrüßte die Podiumsteilnehmer sowie die zahlreichen Gäste. Er wies darauf hin, dass das Thema „Rehabilitation vor Pflege“ gerade jetzt aktuell sei, da das Pflegestärkungsgesetzt II, mit dem Reha-Maßnahmen stärker berücksichtigt werden sollen, inzwischen als Referentenentwurf vorliegt und in Kürze im Bundeskabinett beraten werden soll. Die Senioren-Union werde darauf achten, ob es im Gesetzentwurf noch Änderungsbedarf gebe, denn Ziel sei es, Pflegebedürftigkeit zu verhindern oder hinauszuzögern, damit ältere Menschen möglichst lange mobil bleiben und ein eigenständiges Leben führen können, so Gerling.

 

In der Podiumsdiskussion wies Prof. Lehr, die die Veranstaltung moderierte, darauf hin, dass der Grundsatz „ambulant vor stationär“ und „Rehabilitation vor Pflege“ schon bei Einrichtung der Pflegeversicherung galt. Durch gerontologische Intervention könne man eine Pflegebedürftigkeit vermeiden oder zumindest den Alterungsprozess und die Notwendigkeit der Pflege verzögern. Allerdings seien die Kosten für die Pflege ausschließlich der Pflegeversicherung zugeordnet worden und die Kosten der Rehabilitation den Krankenkassen. Hier seien Änderungen notwendig.

 

Staatssekretär Laumann führte aus, dass die Pflegeversicherung in den letzten 20 Jahren eine einzigartige Erfolgsgeschichte sei und eines der besten Beispiele für gelebte Solidarität in unserem Land. „Aktuell haben wir 2,6 Millionen Pflegebedürftige, bis 2030 wird ein Anstieg um 1/3 erwartet“, sagte Laumann. „Dies macht deutlich, dass die Bedeutung der Reha-Leistungen steigt.“ Wichtig sei dabei, Reha-Bedarf zu erkennen, damit frühzeitig Leistungen der Prävention und der medizinischen Reha eingeleitet werden könnten. Es seien deshalb neben dem neuen Pflegestärkungsgesetz auch Änderungen von Paragraphen des Sozialgesetzbuches vorgesehen, um die Pflegeleistungen zu steigern und deren Finanzierung sicherzustellen. Wichtig sei es zudem, dass Pflegebedarf besser erkannt werde, damit möglichst frühzeitig reagiert werden könne. Hierzu müssen Hausärzte und die Gutachter des MDK besser geschult werden. „Der Gesetzgeber hat den Handlungsbedarf bei der Stärkung von Reha-Leistungen zur Vermeidung von Pflegebedürftigkeit erkannt“, betonte Staatssekretär Laumann. „Die geplanten Gesetzesänderungen werden hierfür die notwendige Basis schaffen.“

 

Prof. Kruse wies zunächst darauf hin, dass das Lebensalter keine allgemein gültigen Aussagen bezüglich Mobilität, Leistungsfähigkeit – sowohl mental wie physisch - und Lebensfreude erlaube. Die Ansicht, dass Menschen über 80 nicht mehr in Reha Maßnahmen einbezogen werden sollen, verstoße gegen gängiges Fachwissen und gegen die Menschlichkeit. Abschließend forderte er Reha auch für Demenzkranke, die Möglichkeit der Psychotherapie für alte Menschen sowie eine Bewertung der Pflegeheime nach ihrer Qualität.

 

Prof. von Renteln-Kruse betonte die Wichtigkeit der ambulanten Reha – hierfür gebe es in Deutschland 10 Einrichtungen für die mobile (zugehende) geriatrische Rehabilitation. Rehabilitationsmaßnahmen im Alter erfolgen nur in 1% der Fälle aufgrund von Empfehlungen durch den MDK, wobei beispielsweise 3% ca. 45.000 zusätzlichen Reha-Fällen entspräche. „Die geriatrische Forschung muss fortgesetzt und intensiviert werden, aber auch die Kommunikation zwischen allen Beteiligten – wie heute in dieser Podiumsdiskussion – ist wichtig und sollte intensiviert werden um die Erfahrungen weiterzugeben“, sagte Prof. von Renteln-Kruse abschließend.

 

Dr. Gronemeyer bestätigt die vorher gemachten Aussagen. Allerdings werde oftmals auch von den Betroffenen das Angebot nicht wahrgenommen. Alte Menschen seien nicht mehr so mobil. „Die Gutachter werden aber zurzeit intensiver geschult und es findet ein besserer Informationsaustausch zwischen den Pflegefachkräften und den Ärzten des MDK zur Reha-Indikationsstellung statt“ erklärte Dr. Gronemeyer abschließend.

 

In der anschließenden Diskussion waren sich die Teilnehmer einig darin, dass sich durch eine frühzeitig einsetzende Rehabilitation eine Pflegebedürftigkeit vermeiden oder zumindest abmildern lasse. Daher müssten die Anstrengungen zum Erkennen und Vorbeugen von Pflegebedürftigkeit sowie zu deren fachgerechter Behandlung durch Reha-Maßnahmen weiter verstärkt werden, so die Experten.

 

Zudem hatten die etwa 150 Gäste der Veranstaltung die Gelegenheit, Fragen an die Podiumsteilnehmer zu richten. Dabei wurde hervorgehoben, dass die gesetzlichen Möglichkeiten für Reha-Maßnahmen zu wenig bekannt seien. Diese sind aber umso wichtiger, da die Verweildauer in Krankenhäusern durch Reha erheblich reduziert wurden. Die Umsetzung der mobilen und ambulanten Maßnahmen ist unterschiedlich in ländlichen und urbanen Räumen. Es sollten deshalb lokal Modelle aufgelegt werden, um die Machbarkeit zu überprüfen.